Die Traumapädagogik ist keine neue Form von Pädagogik, sondern vielmehr ein. Sammelbegriff für Konzepte zur Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Es geht um ein Verständnis für die intrapsychischen Prozesse und die entsprechenden körperlichen Reaktionen auf extrem belastende Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen. Mit diesem Verständnis geht eine Veränderung der Haltung von uns Pädagog:innen einher, die es ermöglicht die Kinder und Jugendlichen in ihrer Verletzung wahrzunehmen und die Sinnhaftigkeit des Verhaltens zu erkennen.
Die Traumabearbeitung erfordert einen interdisziplinären Austausch zwischen Pädagogik und Therapie und meint im Besonderen:
- Vertrauen in Beziehungen zulassen
- Veränderungen von dysfunktionalen Einstellungen und Überzeugungen
- Die Möglichkeit, das Trauma in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren
- Im Hier und Jetzt einen Sinn finden
- Körperwahrnehmung und Körperfürsorge
- Selbstregulation von traumatischen Erinnerungsebenen
Hieraus ergeben sich für uns elementare Aufträge
- Schaffen eines „Sicheren Ortes“
- Stabilisierung und Förderung der Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit
- Wiederherstellung der Teilhabe an sozialen und gesellschaftlichen Prozessen
Selbstwahrnehmung und das Spüren des eigenen Körpers ist die Basis einer positiven und gesunden Entwicklung. Körperwahrnehmung geschieht durch basale Stimulation, ob taktile, auditive, somatische Wahrnehmungsbereiche. Ob beim Kneten, Duftbäder, beim Bogenschießen oder durch abenteuerliche Erlebnispädagogik, das Wahrnehmen des eigenen Körpers und das Erleben des eigenen Selbst erhält bei uns eine besondere Bedeutung.
Selbstwahrnehmung bedeutet aber auch, sich selbst verstehen lernen. Die Voraussetzung, mit den Kindern psychoedukativ arbeiten zu können ist, dass wir uns im Team immer wieder mit den Themen der Psychotraumatologie auseinandersetzen müssen, um die Sinnhaftigkeit ihres Verhaltens verstehen zu lernen, aber auch das eigene Handeln zu bedenken. Es ist darüber hinaus das Begreifen von Übertragungsprozessen und deren destruktive Kraft auf das Beziehungsgefüge.
Traumapädagogik setzt ein hohes Maß an Reflexionsbereitschaft voraus. Erst wer sich selbst versteht, kann Techniken zur Selbstkontrolle entwickeln und destruktive Muster durchbrechen.
Besonders bei Kindern und Jugendlichen, die einen Vertrauensverlust auf allen Ebenen erfahren haben, ist ein partizipativer Ansatz von großer Bedeutung. Partizipation bedeutet, das Kind als Selbstgestalter seiner Entwicklung. Durch die aktive Gestaltung eigener Prozesse erfährt es wieder selbst wirksam zu sein und macht die gesellschaftliche Teilhabe möglich.
Ausgehend von unserer traumapädagogischen Sichtweise, ist es uns ein besonderes Anliegen, den Wohnraum der Kinder u. Jugendlichen als Schutzraum und Sicheren Ort zu begreifen. Um die innere Sicherheit erfahrbar zu machen, schaffen wir die Rahmenbedingungen zur äußeren Sicherheit, mit all ihren Facetten, wie z. B. der partizipative Ansatz, Minimierung von Machtmissbraucht, Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe